So wird das Spam-Jahr 2010
Nigeria Connection rüstet auf - Werbemüll und Betrugsmails werden persönlicher
von Alfred Krüger 22.12.2009
Keine Entwarnung für 2010: Unerwünschter Werbemüll bleibt die Internetgeißel Nummer eins.
Spam werde persönlicher und dadurch effektiver, warnen Experten.
Auch die Nigeria Connection werde ihre Taktik ändern und mit der Cyber-Mafia zusammenarbeiten.
Klingbeils spielen uns die netten, neuen Nachbarn vor. "Hallo ihr Lieben",
schreiben sie per Mail und wünschen uns ein schönes Weihnachtsfest. "Anbei ein Bild von uns:
Unsere Familien-Weihnachtskarte. Mit lieben Grüßen."
Die "Bilddatei" im Anhang besitzt die doppelte Dateiendung ".jpg.zip" - ein deutliches Zeichen,
dass mit diesem Anhang etwas nicht in Ordnung ist.
Gefährliche Mails aus der Nachbarschaft
Tatsächlich ist die ganze Mail gefälscht. Es gibt keine Familie Klingbeil in der Nachbarschaft.
Und statt der Weihnachtskarte steckt ein Schadprogramm im Anhang.
Solche infizierten Mails kommen derzeit nur noch selten vor.
Nur eine von tausend E-Mails hatte im Oktober und November einen Schädling im Gepäck,
sagen die Experten des deutschen Sicherheitsunternehmens eleven. Von Entwarnung kann trotzdem keine Rede sein.
Denn die infizierten Mails werden persönlicher. Sie kommen von angeblichen Nachbarn oder Urlaubsbekanntschaften,
die sich mit freundlichem Weihnachtsgruß oder verspäteten Geburtstagsglückwünschen in Erinnerung rufen.
Die persönliche Ansprache zeigt Wirkung. Der Anhang wird geöffnet.
Die Mailversender haben ihr Ziel erreicht und ein Schadprogramm im Rechner ihres Opfers installiert.
Mehr Spam auf Deutsch
97 Prozent der E-Mails, die im Oktober und November dieses Jahres verschickt wurden,
gehören laut eleven in die Schublade "unerwünschte Werbung".
Sie warben meist für dubiose Lifestyle-Pillen und Online-Spielcasinos. Daran wird sich auch 2010 nichts ändern.
Zugleich sagen die Experten voraus, dass sich die Spammer neue Taktiken einfallen lassen,
um ihren Werbemüll unters Volk zu bringen. Ihre Mails sprechen immer öfter Deutsch.
Im Frühjahr dieses Jahres besaß mehr als die Hälfte aller Spammails noch englische Betreffzeilen,
berichtet der Münchener Sicherheitsdienstleister Retarus. Seit einigen Wochen sei eine deutliche Trendwende erkennbar.
Englischer Spam sei im Dezember auf 40 Prozent zurückgegangen.
Parallel habe sich der Anteil an deutschem Spam auf 20 Prozent erhöht.
Dieser Trend werde sich 2010 verstärken, warnt Retarus.
Der Grund: "Spamversender bemühen sich verstärkt darum,
ihre Nachrichten zielgruppenspezifischer - angepasst an Sprache und Region - zu verschicken",
sagt Oliver Pannenbäcker von Retarus. Denn bei landessprachlichem Spam ist die Wahrscheinlichkeit größer,
dass die Werbung auch gelesen wird.
Nigeria Connection lernt dazu
Auch die berüchtigte Nigeria Connection werde ihre Betrugsmails 2010 stärker personalisieren,
meint das dänische Sicherheitsunternehmen Spamfighter.
Die Betrüger aus Nigeria werden sich mit der Cyber-Mafia verbrüdern und die persönlichen Daten nutzen,
die heimlich installierte Spionageprogramme über die Anwender in Erfahrung gebracht haben.
Bislang haben sich die Empfänger der Betrugsmails aus Nigeria immer gefragt,
warum ausgerechnet sie eine Mail erhalten, in der ihnen Millionenbeträge versprochen werden.
Bei personalisierten Mails flechten die Betrüger persönliche Daten in die Nachricht ein.
Die Mails werden glaubwürdiger - und damit auch gefährlicher.
Spamfilter laufen ins Leere
Ein weiterer Spamtrend für 2010: Werbemails und Schadprogramme werden nicht mehr breit gestreut,
sondern in so geringer Stückzahl an jeweils spezielle Nutzergruppen verschickt,
dass sie "unter dem Radar fliegen" und von Spamfiltern nicht mehr erkannt werden, sagt Spamfighter.
Außerdem würden Spamverbreiter zunehmend soziale Online-Netzwerke wie
Facebook und Microblogging-Diensten wie Twitter für ihre Zwecke nutzen.
Auch Wave, die neue Plattform aus dem Hause Google, gerate ins Visier der Spammer.
MEDIATHEK Video Hacker-Angriff auf Hotmail-Konten
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