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Digitale Souveränität in Gefahr? IT-Profis warnen vor Microsoft
Personaldaten, Dossiers, brisante Zahlen: Auf vielen Rechnern in Ministerien und Ämtern läuft Software aus den USA. Der frühere IT-Chef der Bundesregierung schlägt Alarm. Europa, heißt es, laufe Gefahr, "die Kontrolle über die IT-Infrastruktur zu verlieren".
Die öffentlichen Verwaltungen in Europa nutzen auf ihren Computern fast ausschließlich Software des US-Konzerns Microsoft. Diese Abhängigkeit birgt nach Ansicht internationaler Experten große Risiken und gefährdet die europäische Souveränität, wie das Journalisten-Team "Investigate Europe" und der Berliner "Tagesspiegel" berichten.
Nach Ansicht des früheren IT-Chefs der Bundesregierung, Martin Schallbruch, sind viele staatliche Verwaltungen so abhängig von Microsoft, "dass sie nicht mehr die Wahl haben, welche Software sie nutzen wollen". Schallbruch zufolge laufen die Staaten Europas "Gefahr, die Kontrolle über ihre eigene IT-Infrastruktur zu verlieren".
Der Jurist und Diplom-Informatiker Schallbruch war bis Februar 2016 Leiter der Abteilung Informationstechnik, Digitale Gesellschaft und Cybersicherheit im Bundesinnenministerium. Der 50-Jährige war damals ohne Angaben von Gründen überraschend in den Ruhestand versetzt worden, was in Fachkreisen einiges Aufsehen ausgelöst hatte.
Software-Kolonie Europa?
Mit seiner Einschätzung zur Lage bleibt Schallbruch nicht alleine. Michael Waidner, Direktor des Fraunhofer-Instituts für sichere Informationstechnik und einer der führenden europäischen Experten für Cyber-Sicherheit, beklagte im Gespräch mit dem Rechercheteam den Verlust der "digitalen Souveränität" Europas.
Staaten und die Europäische Onion müssten "in der Lage sein, zu testen ob Hardware und Software ihrer Informationstechnik nur das tun, was sie sollen und nichts sonst". Darum sollten alle Staaten darauf bestehen, dass "ihre Experten alle nötigen Informationen haben, um die Software in sicherheitsempfindlichen Sektoren zu testen".
Das sei aber mit den Produkten von Microsoft bisher nicht möglich, heißt es weiter. Das US-Unternehmen hält grundsätzlich den sogenannten Quellcode für seine Programme geheim. Bekannt ist, dass US-Softwareunternehmen von den verschiedenen Washingtoner Geheimdiensten bedrängt werden, ihre Produkte für staatliche IT-Experten zu öffnen.
Zugang zum Quellcode
Dass Microsoft Kunden in Europa diesen Zugang verwehrt, sehen Fachleute kritisch. Nur durch Einblicke in den Quellcode können Experten nachvollziehen, wie Programme konstruiert sind und gegebenenfalls Sicherheitslücken finden. Darum sei "der Zugang zum Quellcode unverzichtbar", forderte Waidner. Ohne ihn gebe es "keine digitale Souveränität".
Das technische Risiko gehe einher mit einer politischen Gefahr, sagte der grüne Europa-Abgeordnete Jan Philipp Albrecht, der als Vater des EU-Datenschutzgesetzes gilt, dem "Tagesspiegel". Microsoft unterliege US-amerikanischem Recht. Damit könne Washington das Unternehmen jederzeit zwingen, US-Behörden dabei zu helfen, Zugang zu den Daten ausländischer Behörden oder Bürger zu bekommen. Darum sei der Einsatz der Microsoft-Produkte in staatlichen Behörden "mit dem Rechtsstaat nicht mehr vereinbar", meint Albrecht.
Das Europäische Parlament hatte bereits 2015 gefordert, dass die EU und ihre Mitgliedsländer bei Software für die staatliche Verwaltung die Offenlegung des Quellcodes von den Anbietern verlangen. Doch sowohl die EU-Kommission als auch die Regierungen verweigern die Umsetzung des Parlamentsbeschlusses. Microsoft verfügt in vielen EU-Staaten über hochrangige Kontakte in die Regierungsapparate, ergaben die Recherchen von Investigate Europe. Für Software-Anbieter ist die Ausstattung von Behörden mit sogenannten Office-Programmen ein Riesengeschäft. In Deutschland zum Beispiel gibt der Bund derzeit etwa drei Milliarden Euro für die IT-Ausstattung aus.
Quelle: n-tv.de
© http://www.n-tv.de/politik/IT-Profis-war...le19786680.html
Und München wendet sich von Linux ab und kehrt zu Microsoft zurück. Verstehe einer unsere Volksvertreter.
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LiMux als Sündenbock für IT-Probleme?
26.02.2016 | 09:24 Uhr | Hans-Joachim Baader
Im Münchner Stadtrat soll später in diesem Jahr erneut über den Einsatz von Linux in der Stadtverwaltung diskutiert werden. Die Grünen vermuten, dass gewisse Linux-feindliche Kreise LiMux für vielerlei Probleme verantwortlich machen wollen.
Für die Münchner Grünen ist klar, dass LiMux, das an Münchner Bedürfnisse angepasste Debian-System, zum Sündenbock für alle IT-Probleme gemacht werden soll. In aller Regel liege die Ursache der Probleme aber woanders. Mit dieser Mitteilung reagieren die Grünen auf eine ihrer Ansicht nach irrefühende Meldung der Abendzeitung. Die Meldung stellte die Abkehr von Linux als fast schon beschlossene Sache dar und führte eine Reihe von Problemen auf, die aber schon bei oberflächlichem Lesen nichts mit Linux zu tun hatten.
Die Partei hält nach wie vor Linux für die beste Lösung. Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Dr. Florian Roth erneuerte dabei auch seine Forderung, die Zuständigkeit für die städtische IT in einer Stelle zusammenzufassen – bei einer Art CIO (Chief Information Officer) – anstatt sie auf drei »Häuser« aufzusplitten. Dies bestätigte Roth auch auf telefonische Anfrage von Joinup .
Tatsache ist aber, dass in München selbst Teile der SPD rückwärtsgewandt sind, insbesondere der seit Mai 2014 amtierende Oberbürgermeister Dieter Reiter. Erst recht gegen Linux und für Windows ist sein CSU-Stellvertreter Josef Schmid. Durchsetzen konnten sie sich bislang nicht, allerdings werden die IT-Probleme der Stadt zur Zeit überprüft und es ist eine erneute Diskussion im Stadtrat später im Jahr abzusehen.
Von den 18.000 Desktop-Rechnern der Stadt München laufen jetzt über 17.000 mit LiMux. Um die verbleibenden 1.000 Windows-Installationen, darunter etliche mit Windows XP, und ca. 500 virtuellen Windows-Desktops loszuwerden, müssen die restlichen proprietären, nur Windows-fähigen Anwendungen umgestellt oder ersetzt werden. Das soll laut einem Artikel von Tech Republic in den nächsten vier Jahren 16,6 Mio. Euro kosten. Es soll sich dabei um 41 Anwendungen handeln, die mit Dingen wie Luftverschmutzung und Hochwasserschutz zu tun haben. Details nennt der Artikel nicht. Joinup geht davon aus, dass diese Anwendungen durch moderne Webanwendungen ersetzt werden sollen. Wie man sich aber leicht ausrechnen kann, wäre eine Migration zurück zu Windows durch Lizenz- und steigende Support-Kosten teuer - und würde trotzdem die Erneuerung der Anwendungen nötig machen. [ Quelle: pro-linux.de ]
© http://www.pcwelt.de/prolinux/LiMux-als-...me-9938314.html
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heise online
Aus für LiMux: Münchner Stadtrat sagt zum Pinguin leise Servus
15.02.2017 11:53 Uhr Stefan Krempl
Mit der Mehrheit der schwarz-roten Koalition hat der Münchner Stadtrat dafür gestimmt, bis Ende 2020 einen neuen Windows-Basis-Client für die Verwaltung zu entwickeln und die jetzige Open-Source-Alternative abzuschaffen. Das stößt auf heftige Kritik.
Microsoft kann nach jahrelangen massiven Lobby-Initiativen eine Scharte am Sitz der Deutschlandniederlassung ausmerzen: Der Münchner Stadtrat hat am Mittwoch mit den Stimmen der Regierungsfraktionen von SPD und CSU beschlossen, in der Verwaltung von Linux zu Windows und anderen "marktüblichen Standardprodukten" wie Word, Excel und Powerpoint zurückzukehren.
Die Rolle rückwärts in vergangene Zeiten versteckte Schwarz-Rot in einem Antrag zu einer weiteren IT-Neuorganisation [1]. Dort heißt es nebenbei in einem Absatz, dass rasch ein neuer Windows-Basis-Client erstellt und bis Ende 2020 eine einschlägige "stadtweit einheitliche" Architektur entwickelt werden soll.
Langsamer Abschied
Den derzeit auf einem Großteil der über 20.000 Verwaltungsrechner laufenden LiMux-Client, der auf den Open-Source-Anwendungen Ubuntu und KDE-Desktop basiert, können die städtischen Referate und Eigenbetriebe die nächsten drei Jahre über noch einsetzen, müssen dies aber nicht tun. Sie dürfen "unter Berücksichtigung der individuellen technischen Gegebenheiten" auch die künftige Windows-Alternative verwenden. Bei üblichen Funktionen wie Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationsprogramm, PDF-Reader, E-Mail-Client und Internetbrowser sollen dabei "marktübliche Standardprodukte" dazu kommen. Damit ist auch ein Abschied von LibreOffice für Büroanwendungen weitgehend vorgezeichnet.
Ohne konkrete Kostenberechnung oder Folgenabschützung beendet die große Koalition so quasi nebenbei den 2003 gestarteten Versuch [2], Lizenz- und Hardwarekosten durch freie Software zu sparen
und sich von großen Herstellern wie Microsoft unabhängig zu machen. Das einstige Prestigeprojekt LiMux war schon 2014 beim neuen Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) in Ungnade gefallen [3], der sich unwidersprochen als Fan der Redmonder bezeichnen ließ und zu seiner Zeit als Wirtschaftsreferent dafür sorgte, dass Microsoft Deutschland seine Konzernzentrale von Unterschleißheim nach München verlegte [4].
"Massiver Druck"
Auch Reiters Vize Josef Schmid (CSU) sah schon früh deutliche Schwächen nicht in den zersplitterten IT-Betrieben der Landeshauptstadt, sondern vor allem bei LiMux [5]. Ihm ist es wichtig, dass München als einer der führenden IT-Standorte eine "funktionierende, zeitgemäße IT-Ausstattung der eigenen Verwaltung" hat, "um auf Augenhöhe mit Wirtschaft und Gesellschaft wahrgenommen zu werden". Zwischenrufe des IT-Beauftragten Robert Kotulek [6], dass die zunehmende Kritik rund um die Computerlandschaften mit Linux nichts direkt zu tun habe, sondern sich auf ein allgemeines Grummeln bezögen, blieben ungehört.
Jutta Kreyss, IT-Architektin bei der Stadt München, ließ sich auf dem offenen IT-Gipfel 2014 in Hamburg offen darüber aus, wie Microsoft und sogar US-Regierungskreise massiven Druck schon auf Ex-Bürgermeister Christian Ude ausgeübt hätten. Ziel sei es gewesen, ihn zur Rückkehr zu Windows zu bewegen. Bei Reiter und Schmid hatten die Lobbyisten des Konzern leichteres Spiel. Ein von der Rathausspitze bestelltes IT-Gutachten beim Microsoft-Partner Accenture empfahl dann passend den Ausstieg aus LiMux auf Raten [7], was die Koalition deutlich weiterdrehte und entgegen der Ratschläge der Analysten stante pede in den Sargnagel für den Pinguin ummünzte.
"Keine Fehlentwicklung", aber ...
"LiMux ist keine Fehlentwicklung, aber wir können es uns auf Dauer nicht leisten, zweigleisig zu fahren", unterstrich Anne Hübner für die SPD bei der heutigen Sitzung. Das Accenture-Gutachten sei an diesem Punkt "nicht konsequent" genug, da die Verwaltung "nicht auf den Windows-Client verzichten" könne. Sie drängte darauf, das Microsoft-System möglichst rasch in Betrieb zu nehmen. Der Stadtrat habe letztlich aber immer die Möglichkeit, falsche Entscheidungen zu korrigieren.
"Die IT ist ein wahnsinnig schnelles Geschäft: wissen wir denn, ob es Microsoft in fünf Jahren noch gibt?", brachte die Sozialdemokratin ihre Kollegen zum Lachen. Daher müsse nun auch laut einer Änderung konkret dargestellt werden, welche Programme auf Linux-Basis entfallen sollen. Zudem verlange der Stadtrat eine "grobe Kalkulation" der geplanten Kosten für die "marktüblichen" Produkte.
Aus für LiMux: Münchner Stadtrat sagt zum Pinguin leise Servus
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter während der Sitzung des Stadtrats
Hauptsache, es funktioniert?
"Wir sind in Deutschland mit die letzten Mohikaner", meinte Hübner im Blick auf Linux und andere freie Software auf dem Desktop. Auch das Auswärtige Amt sei wieder zurückgegangen [8]. Zugleich räumte sie aber ein, dass in der IT-Abteilung in München viele Stellen unbesetzt seien, die Rede ist von 70 von 300. Die Lücken sollen dem Vernehmen nach durch Freiberufler zu Tagessätzen von 1500 Euro geschlossen werden.
"Man kann hier fast von einem Glaubenskrieg sprechen", wunderte sich Kristina Frank von der CSU. "Für mich ist es völlig egal, wie das Betriebssystem heißt, es ist nur wichtig, dass es funktioniert." Viele Verschwörungstheorien trieben nun "wahre Blüten", was aber "absoluter Blödsinn" sei. Es geht um eine richtungweisende Entscheidung für die Zukunft, wo Schwarz-Rot ein Rundum-Paket schnüren wolle. München kämpfe derzeit mit seinem "Sonderweg" auf weiter Flur allein, da der größte Teil der Rechner weltweit unter anderen Clients laufe. Dies führe zu Kompatibilitätsprobleme. So müssten ständig Dokumente umgewandelt werden, da man sie sonst möglicherweise nicht öffnen könne. Die Server sollten aber nach wie vor unter Linux laufen.
"Entgegen aller Fakten"
Grüne, Linke und Piraten aus der Opposition geißelten den Schwenk [9] als millionenschweren Schildbürgerstreich und katastrophale Fehlentscheidung. Florian Roth von den Grünen beklagte bei der Sitzung, dass "eine kleine Runde von großen Spezialisten" in der Koalition entgegen aller Fakten rund um LiMux erkannt habe: "Nein, wir machen es ganz anders." Zuvor hätten auch Umfragen ergeben, dass "das Betriebssystem nicht der entscheidende Punkt ist". Es gebe aber nirgendwo eine Abschätzung für die Lizenzgebühren für Microsoft-Office, Support-Kosten, interne Aufwände, verlorene Kosten, Hardwareersatz und Sicherheitsprobleme. Er warf die Frage auf, ob eine solche 180-Grad-Wende ohne Ausschreibung oder Preisvergleich mit europäischem Vergaberecht vereinbar sei.
"Das ist ein schlechter Tag für den Datenschutz und die Bürger", konstatierte der Pirat Thomas Ranft. Es sei "sehr befremdlich", zitierte er einen städtischen IT-Mitarbeiter, dass die Koalition die Entscheidung "nicht auf Basis von Fakten, sondern von Emotionen und politischen Interessen getroffen" habe. Beim Kreisverwaltungsreferat, wo sich die Bürger die Füße in den Bauch stünden, seien die meisten offenen Baustellen und ausschließlich Windows-Rechner mit einem stark veralteten OpenOffice-System im Betrieb gewesen, das gar nicht mehr unterstützt werde. Mit zwei Zeilen in dem Antrag werde "maximaler Schaden" angerichtet, monierte die Linke Brigitte Wolf. Von Fachwissen könne da nicht die Rede sein, nur von einer unverschämten "Pippi-Langstrumpf-Politik".
Kosten
In den Reigen der Kritiker reihte sich der Münchner EU-Abgeordnete Klaus Buchner ein. Der ÖDP-Politiker forderte die EU-Kommission auf, dringend zu prüfen, ob eine Monopolstellung ausgenutzt werde. Brüssel müsse freie und quelloffene Software stärker fördern. Die Argumentation der Koalition lese sich so, als wenn europäische Autofahrer nur noch die Fahrzeuge einer einzigen, zudem US-amerikanischen Marke verwenden könnten.
Die Kosten der Rückmigration schätzt Buchner auf "mindestens 20 Millionen Euro zusätzlich", weil die bestehende Infrastruktur für tausende Arbeitsplätze in wesentlichen Teilen aufgegeben und eine neue aufgebaut werden müsse. Hinzu kämen viele Jahre enorme Umstellungsprobleme sowie die Tatsache, dass Windows 10 systematisch persönliche Daten des Benutzers an Microsoft sende. Dadurch könne die Stadt wegen Verletzung des Datenschutzes und des Betriebsverfassungsgesetzes verklagt werden.
Die Document Foundation zeigte sich als "Heimat von LibreOffice" enttäuscht darüber, "dass eine kleine Gruppe von Politikern offensichtlich den Rat genau derjenigen Experten ignoriert, die sie zuvor selbst ausgesucht haben". Die Wende werde den Steuerzahler nach Ansicht der Stiftung 90 Millionen Euro über die nächsten sechs Jahre kosten. Dabei seien die Ausgaben noch gar nicht mitgerechnet, die anfielen, um alte, nicht unter aktuellen Windows-Versionen laufende Computer aufzurüsten. Zudem ignoriere die Stadt mit ihrem "erheblichen Rückschritt" den " unübersehbaren [10] Trend hin zu offenen Dokumentenformaten [11]".
Neuordnung der IT-Infrastruktur
Einen womöglich entscheidenden Fehler des bisherigen Modells sieht der Vorstandsvorsitzende der Open Source Business Alliance (OSBA), Peter Ganten, darin, dass LiMux direkt mit einer anderen Neuordnung der gesamten IT-Infrastruktur in der Münchener Verwaltung verknüpft wurde. Davor habe jedes Amt seine eigene Stelle für Informationstechnik gehabt, schnell erreichbar für die Beschäftigten im gleichen Haus. Die bei einer solchen Umstellung üblichen Schwierigkeiten seien dann auf die Einführung von Linux geschoben worden.
Nach dem Aus in München gehört Schwäbisch-Hall zu den bekanntesten Kommunen, die weiter auf Linux setzen [12]. "Die Stadtverwaltung kann mit Linux alle Aufgaben erfüllen", versicherte der dortige Technikleiter Horst Bräuner. "Alle Fachanwendungen funktionieren an den Arbeitsplätzen." In Ausnahmefällen werde Windows in einer virtuellen Umgebung zur Verfügung gestellt. Auch der Datenaustausch mit externen Kommunikationspartnern funktioniere einwandfrei. (jk [13])
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[1] https://www.heise.de/newsticker/meldung/...en-3621178.html
[2] http://www.heise.de/meldung/Microsoft-ka...erln-79789.html
[3] http://www.heise.de/meldung/LiMux-Linux-...ss-2260806.html
[4] http://www.muenchen.de/aktuell/2016-10/m...oeffne%20t.html
[5] http://www.heise.de/meldung/Muenchner-Bu...ux-2391735.html
[6] http://www.heise.de/meldung/Muenchens-IT...un-2393820.html
[7] http://www.heise.de/meldung/Linux-in-Mue...en-3463100.html
[8] http://www.heise.de/meldung/Auswaertiges...et-2595478.html
[9] https://www.heise.de/newsticker/meldung/...ng-3622848.html
[10] http://www.heise.de/meldung/Britische-Re...en-2810260.html
[11] http://www.heise.de/meldung/Franzoesisch...en-2751810.html
[12] http://www.heise.de/meldung/LiMux-Nachah...ion-185519.html
[13] mailto:jk@ct.de
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Das Münchner Projekt heißt LiMux
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Ein schönes Beispiel wie die Verstrickung von Wirtschaft und Politik es schafft durch Lobby-Arbeit auf Kosten des Steuerzahlers gute Lösungen an die Wand zu fahren.
Ich kann nur hoffen daß die Opposition im Münchner Stadtrat durch gute Aufklärungsarbeit bezüglich der angeblichen Mängel von LiMux, und den bevorstehenden Kosten bei der Rückkehr zu Microsoft-Produkten, genug Engagement bei der Münchner Bevölkerung entfalten kann um die Entscheidung noch umzukehren.
Ausgerechnet der Oberbürgermeister Dieter Reiter, der ganz offensichtlich sehr enge Kontakte zur Münchner Microsoft-Niederlassung hat, ist jetzt einer der Betreiber zur Rückkehr von LiMux zu Microsoft Windows: Da hat man wirklich den Bock zum Gärtner gemacht.
Wäre interessant zu wissen in welcher Höhe die Fa. Microsoft an die bayerische CSU gespendet hat /noch spenden wird.
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LiMux
LiMux – Die IT-Evolution ist ein Projekt der Stadtverwaltung München, durch welches freie Software auf den derzeit rund 15.000 Arbeitsplatzrechnern der städtischen Mitarbeiter installiert wurde. Das Kofferwort LiMux setzt sich aus Linux und München zusammen. Der Zusatz „Die IT-Evolution“ soll den Gegensatz zur „Revolution“, die einen scharfen Schnitt der aktuellen Situation bedeutet, hervorheben. „LiMux – Die IT-Evolution“ soll eine langsame, aber kontinuierliche Entwicklung sein, die als Ziel eine modernere, den Anforderungen auf dem Arbeitsplatzrechner besser angepasste IT-Landschaft hat.
Alle Arbeitsplätze nutzen seit 2009 OpenOffice.org und WollMux. Zweites Ziel war, bis 2013 bei über 80 % der Verwaltungs-PCs das Betriebssystem auf den LiMux Client umzustellen. Aufgrund der für die öffentliche Hand neuartigen Ausrichtung der Software-Beschaffung auf Open Source ist LiMux weltweit sporadisch in den Medien präsent und wird von der proprietären Softwareindustrie und den Befürwortern freier Software gleichermaßen beobachtet.
Bis Anfang 2012 hatte die Stadt München nach eigenen Angaben mit dem LiMux-Projekt etwa 25 % der Kosten gegenüber einer Windows-Installation eingespart, des Weiteren hatte sich auch die Fehleranzahl verringert. Eine veröffentlichte Vergleichsrechnung vom November 2012 gab eine Einsparung von mehr als 10 Mio. Euro gegenüber einer vergleichbaren Microsoft-Lösung an. Im Dezember 2013 wurde die Umstellung erfolgreich abgeschlossen. Neben den Kostenersparnissen von über 11 Millionen Euro konnte die Stadt auch mehr Freiheit in der Softwareauswahl gewinnen.
2014 wurde eine Prüfung der gesamten IT-Infrastruktur eingeleitet, um festzustellen, welche Software die Kriterien der Stadt weitestgehend erfülle. Auslöser war die E-Mail-Anbindung eines Smartphones. Das LiMux-Projekt geriet in die Schlagzeilen, nachdem das Linux-basierte E-Mail-System der Stadt München ein komplettes Wochenende lang durch eine einzige E-Mail mit einer überlangen Betreff-Zeile lahmgelegt worden war. Als Ursache für den Ausfall wird ein Fehler in der eingesetzten kommerziellen Spamschutzsoftware UCEPROTECT vermutet, was der Hersteller UCEPROTECT-Orga aber vehement dementierte.
Anlass für die Migration war das Ende des Supports für Windows NT 4 durch Microsoft Ende 2003; dadurch war eine Ablösung des bis dahin genutzten Windows NT 4 nötig. Vor diesem Hintergrund ließ München in einer Vorstudie (Clientstudie) fünf mögliche Konfigurationen der Verwaltungsdesktops unter drei Gesichtspunkten (Wirtschaftlichkeit, Technik, Strategie) untersuchen, von reinen Microsoft-basierten Lösungen bis hin zu reinen Open-Source-Lösungen.
Die Studie ergab letztendlich einen Gleichstand zweier Alternativen. Die Mehrheit des Münchner Stadtrates entschied sich dann für die Lösung, die im Bereich „Strategie“ die vorteilhaftere ist, um damit die auf Herstellerunabhängigkeit ausgelegte IT-Strategie der Stadtverwaltung zu stützen und langfristig den Mittelabfluss selbst bestimmen zu können (= Kostenreduzierung). Der Beschluss besagte nicht, dass fortan ausschließlich Open-Source-Software eingesetzt, sondern nur, dass diese bevorzugt werde. Als wesentlichen Punkt enthielt der Beschluss die Maßgabe, dass zukünftig zu entwickelnde oder öffentlich auszuschreibende Fachverfahren webbasiert implementiert werden sollen. Gerade dies soll eine zu starke Kopplung von Betriebssystem, Officesuite und Fachsoftware verhindern.
Im Winter 2003 reiste Steve Ballmer, Chef von Microsoft, nach München, um mit Oberbürgermeister Christian Ude über das Angebot seiner Firma in Höhe von 36,6 Millionen US-Dollar und die Nachteile eines Abschieds von Microsofts Betriebssystem zu sprechen. Er senkte den Preis zunächst auf 31,9 und dann auf 23,7 Millionen — sein Angebot wurde jedoch abgelehnt.
Die anfängliche Testphase von LiMux ging im September 2006 zu Ende, worauf ab dem 19. September 2006 damit begonnen wurde, die Windows-Arbeitsplätze im Kernbereich der Stadtverwaltung durch ein angepasstes Debian mit K Desktop Environment 3 und OpenOffice.org abzulösen. Die vielfache Linux-Installation läuft dabei durch die freie Software FAI automatisiert ab und wird durch die freie Software GOsa² konfiguriert.
Am 16. Mai 2007 nahm Bürgermeisterin Christine Strobl für das IT-Projekt vom TÜV IT das Zertifikat „Gebrauchstauglicher Basisclient“ entgegen. Der TÜV bestätigte nach einem umfangreichen Zertifizierungsprozess die Gebrauchstauglichkeit des LiMux-Basisclients als Benutzerschnittstelle für interaktive Computersysteme nach der ISO Norm 9241–110. „Entscheidend für diese Einschätzung war, dass mit der neu gestalteten und auf KDE 3 basierenden Oberfläche und den enthaltenen Zusatzprogrammen (u. a. […]) eine effektive, effiziente und zufriedenstellende Arbeit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung möglich ist“.
Eine nur in ihrer Zusammenfassung veröffentlichte und daher nicht nachprüfbare Studie von HP vom Januar 2013, die von Microsoft in Auftrag gegeben wurde, kommt dagegen auf Mehrkosten von 43,7 Mio. Euro durch den Systemwechsel weg von Windows. Diese Studie wurde allerdings von der Fachpresse aufgrund falscher Annahmen und fehlender Nachvollziehbarkeit kritisiert. Die Stadt München selbst widerspricht der Studie und weist auf zahlreiche Mängel hin, die bereits in der Zusammenfassung ablesbar sind, ohne selbst die Details der Studie zu kennen. Die Stadt bewertet die Studie als nicht wissenschaftlich fundiert.
Auf dem LinuxTag im Mai 2013, circa zehn Jahre nach Projektbeginn, verkündete der Projektleiter von Limux die Fertigstellung.
Im Februar 2014 wurde LiMux zu einem Thema bei der Münchener Kommunalwahl. Sabine Nallinger, die Kandidatin der Grünen zur Oberbürgermeisterwahl, sprach sich gegen den Einsatz von Linux in der Münchener Stadtverwaltung aus. Sie behauptete, die Migration zu Linux hätte zu vielen Problemen in der Stadtverwaltung geführt, weshalb sie nun „eine Lösung, die funktioniert, egal mit welcher Software“ wolle. Einen Tag später relativierte die Wahlkandidatin ihre eigenen Aussagen bereits wieder.
Der seit 1. Mai 2014 amtierende Oberbürgermeister Dieter Reiter gilt als Microsoft-Fan und war als Wirtschaftsreferent involviert als Microsoft Deutschland 2013 entschied, seine Zentrale von Unterschleißheim zukünftig (2016) nach München zu verlegen. Im August 2014 gab Reiter eine Untersuchung zur IT-Infrastruktur der Stadtverwaltung in Auftrag. Auch der zweite Bürgermeister Josef Schmid erklärte, eine Rückkehr zu Microsoft sei nicht ausgeschlossen. Karl-Heinz Schneider, Leiter des internen IT-Dienstleisters it@M erklärte, ihm seien keine Beschwerden oder Störungen bekannt, die über das normal zu erwartende Maß in einer Verwaltung dieser Größenordnung hinausgingen.
Ende Juli 2015 kritisierten die Stadträtin und Diplominformatikerin Sabine Pfeiler (CSU) und der seit 1982 mit Schwerpunkt Softwareentwicklung und IT-Beratung selbstständige Stadtrat Otto Seidl (CSU) in einem gemeinsamen Antrag an den Münchner Stadtrat die mangelnde Alltagstauglichkeit der 2014 für die Stadträte neu angeschafften Notebooks mit vorinstalliertem LiMux. Umständliche Bedienung, Inkompatibilitäten und fehlende Benutzerrechte seien der Grund, warum diese nur sehr eingeschränkt nutzbar seien. Konkret wird bemängelt, dass Programme wie Skype nicht selbst installiert werden können, was einen „normalen Gebrauch“ verhindere, weshalb ein großer Teil der angeschafften Geräte „ungenutzt vor sich hin altere“. Die beiden Stadträte beantragten, Windows-Lizenzen und Office-Pakete für die Notebooks anzuschaffen und „die Stadträte auch mit den nötigen Benutzerrechten auszustatten“.
Sollte eine Änderung im Antrag des Münchener Stadtrates im Jahre 2017 in Kraft treten, könnte dies das Aus für den Einsatz von Limux in München bedeuten. Ein Grund dafür sei, dass sich viele Mitarbeiter über Limux beschwert hätten. Im Februar 2017 beschloss der Stadtrat bis Ende 2020 anstatt der Open-Source-Lösung einen Windows-Basis-Client mit marktüblichen Standardprodukten zu entwickeln.
2003 bis 2004 wurde ein Feinkonzept für die Migration erarbeitet, die im Juni 2004 begann und Kosten in derselben Größenordnung wie eine Microsoft-Lösung haben würde. Die Migration wurde im Sommer 2004 unterbrochen, weil die Stadt die rechtlichen Auswirkungen von Softwarepatenten untersuchen wollte. Ab Ende 2006 startete die eigentliche Migration der Desktops.
Im Mai 2009 waren 1800 Arbeitsplätze auf Linux umgestellt, 12.000 nutzten OpenOffice. Im November 2010 waren 4000 Arbeitsplätze umgestellt, bis Ende 2010 waren es 5000. Mitte April 2011 war die Hälfte, Mitte August 7600, Mitte Dezember 2011 drei Viertel, April 2012 mehr als 10.000, Juni 2012 mehr als 11.000 und November 2012 11.700 der geplanten 12.000 PCs umgestellt. Die Stadt München hatte bis Oktober 2013 über 15.000 Desktop-PCs (von ca. 18.000 Desktops) von Windows NT 4.0 bzw. Windows 2000 und Microsoft Office auf das Betriebssystem Linux und OpenOffice.org umgestellt.
Die AG Usability der Projektgruppe befragte regelmäßig die Nutzer, um eine gute Anpassung an die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu erreichen. Geplant ist ein möglichst einfacher Umgang mit der Software.
Die Umstellung wird aufmerksam beobachtet. Eine erfolgreiche Migration veranlasst möglicherweise weitere Städte und Gemeinden, ihre IT-Infrastruktur von Windows auf Linux umzustellen.
Vorhandene Hardware
Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (beispielsweise Einzelnachweisen) ausgestattet. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst entfernt. Bitte hilf der Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfügst.
Laut einem Artikel im deutschsprachigen Linux-Magazin aus dem Jahr 2014, welches seinerseits die Münchner Stadtverwaltung selbst zitiert, wiesen 10 Jahre vorher (also etwa 2004) 50 % der Arbeitsplatzrechner CPUs mit weniger als 500 MHz auf und lediglich wenige Maschinen haben mehr als 256 MB Arbeitsspeicher. Diese Hardware würde demnach nicht den Anforderungen des aktuellen Microsoft-Betriebssystems Windows 7 mit 1-GHz-CPUs und 1 GB Arbeitsspeicher entsprechen.
Umstellung auf OpenOffice.org
Die Umstellung zu OpenOffice.org, teilweise bereits vorab unter Windows, wird durch ein eigens entwickeltes Tool, den Eierlegenden WollMux (oder kurz WollMux), flankiert. Diese in Java geschriebene Applikation kommuniziert mit OpenOffice.org über die UNO-Schnittstelle. Der WollMux löst einige in München zusammen mit Microsoft Office eingesetzte Applikationen ab. Seine Hauptfunktionen sind:
Briefkopfsystem: Briefkopfvorlagen automatisch befüllen, stadtweites Erscheinungsbild einhalten, Vorzimmerfunktion
Formularsystem: Unterstützung der Sachbearbeiter beim Erstellen von Dokumenten auf Basis von Vorlagen, die bestimmte Eingaben erfordern, Vorlagenauswahl, automatisches Drucken verschiedener Ausfertigungen, automatisches Berechnen von Werten aus den Eingaben und Einfügen an entsprechenden Stellen
Textbausteinsystem: Unterstützung der Sachbearbeiter beim Erstellen von Dokumenten aus Textbausteinen
Hilfen für sachleitende Verfügungen: automatisches Erstellen und Drucken verschiedener Dokumentversionen mit entsprechenden sachleitenden Verfügungen
Seriendruck: eigenes Seriendruckmodul, da der Seriendruck von OpenOffice.org in vielen Bereichen die Bedürfnisse der Stadt München nur unzureichend abdeckt.
2007 waren über 8000 Nutzer mit dem Programm OpenOffice.org ausgestattet. Laut einem Sprecher des LiMux-Projektes sei die Zufriedenheit der Nutzer damit groß gewesen. Ab Mitte 2010 nutzten alle Büroarbeitsplätze OpenOffice.
WollMux ist seit Ende Mai 2008 als freie Software öffentlich verfügbar.
Der LiMux-Client 4.1, vom August 2012, basiert wie der LiMux-Client 4.0 auf Ubuntu 10.04 LTS und KDE-Desktop 3.5.[52] Er beinhaltet neben OpenOffice.org, Mozilla Thunderbird und Mozilla Firefox[53] weitere Freie-Software-Produkte.
Die im November 2014 fertiggestellte Version 5.0 basiert auf Ubuntu 12.04 LTS und dem Desktop KDE SC 4.12.[54] Als Office-Anwendung wird LibreOffice in Version 4.1 ausgeliefert. Diese Version wurde mit über 300 Patches aktualisiert. Viele dieser Patches sind auch in neueren LibreOffice-Versionen eingeflossen. Zudem werden Mozilla Firefox und Mozilla Thunderbird in der ESR-Version ausgeliefert. Beide Programme wurden mit KDE-Integrationsmodulen ausgestattet.
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LIMUX:
München prüft Rückkehr zu Windows
Nach einer hitzigen Debatte hat die rot-schwarze Mehrheit im Münchner Stadtrat den Weg zu einer Abkehr vom Limux-Projekt eingeschlagen. Es soll geprüft werden, wie bis Ende 2020 auf den städtischen Rechnern wieder Windows statt Linux laufen soll.
Von Jörg Thoma
Münchens Limux-Projekt läuft mittlerweile im Regelbetrieb, dennoch will die Stadt jetzt eine Rückkehr von Linux zu Windows prüfen. Der Stadtrat hat einen entsprechenden Änderungsantrag des Verwaltungs- und Personalausschusses abgesegnet. Dem zufolge wird nun ein Konzept erstellt, wie das Limux-Projekt bis Ende 2020 komplett eingestellt und die gesamte IT-Infrastruktur mit Windows-Basis-Clients ausgestattet werden kann. Darüber hinaus soll eine Umstellung von "Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationsprogramm, PDF-Reader, E-Mail-Client, Internetbrowser" auf "marktübliche Standardprodukte" erwogen werden.
Zudem wird mit dem Beschluss ein neues zentrales IT-Referat geschaffen und die Gründung einer Betriebs-GmbH soll untersucht werden. Darin könnte unter anderem der technische Dienstleister it@M ausgegliedert werden. In einer GmbH könnten marktübliche Gehälter gezahlt werden, um Experten anzulocken und die vielen nicht besetzten Stellen auszufüllen, sagte Kristina Frank von der CSU. Es handele sich hierbei zunächst aber lediglich um Prüfanträge, betonte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter. Es werde künftig nochmal eine Abstimmung darüber im Stadtrat geben. Zum einen soll zunächst die allgemeine Wirtschaftlichkeit überprüft werden und zum anderen, ob eine Umstellung in jedem Bereich sinnvoll sei.
Frust ist schlechter Ratgeber
Der Entscheidung des Stadtrates war eine hitzige Debatte vorausgegangen, zu deren Schluss sich Reiter selbst zu Wort meldete. Die Mitarbeiter seien überwiegend mit Limux frustriert, sagte Reiter. Über diesen Frust ließe sich hinwegsehen - "wenn wir wenigstens preisgünstig wären", was laut Reiter aber nicht der Fall ist. Die gefassten Beschlüsse sollen nun dafür dienen, die Frustration der Mitarbeiter zu beenden.
Dem Standratsmitglied Thomas Ranft (Piraten) zufolge handelt es sich hierbei aber nicht um ein Problem von Limux, sondern um Probleme in der IT-Infrastruktur. Auch der Grünen-Politiker Florian Roth sagte, es gebe keinen Grund für den Wechsel, dieser sei lediglich eine politische Entscheidung. Eine Umfrage unter den Beschäftigten habe ergeben, dass nicht Limux, sondern die fehlerhafte Infrastruktur das Problem sei. Auch im jüngsten Gutachten der Firma Accenture sei keine Rede von einer nötigen Rückkehr zu Windows-Produkten.
Tobias Ruff von der ÖDP warnte, dass Frust kein guter Ratgeber bei einer solchen Entscheidung sei. Frust sei bei der PC-Nutzung außerdem allgegenwärtig, das werde auch ein Umstieg auf Windows nicht ändern. Brigitte Wolf von den Linken sagte dazu, die aktuellen Probleme würden durch den Einsatz Windows nicht gelöst. Ein Mailserver könne dennoch abstürzen oder eine Anwendung unter einer Windows-Version nicht mehr laufen, ganz abgesehen davon, dass gerade im mobilen Bereich die diversen Betriebssystemversionen zu Kompatibilitätsproblemen führen.
Umstellung zur Frustvermeidung
SPD-Mitglied Anne Hübner verteidigte hingegen den Antrag. Sie bemängelte den Einsatz veralteter Windows-Clients, sprach aber gleichzeitig von "gut funktionierenden Limux-Clients" und fragte, warum es weiterhin zwei unterschiedliche Systeme geben müsse. Hier gebe auch das Accenture-Gutachten eben keine eindeutige Antwort. Eine politische Auseinandersetzung sei zudem nicht zielführend. In der langen Zeit bis 2020 soll weiterhin untersucht werden, ob die aktuelle Beschlussvorlage in jedem Einzelfall sinnvoll und ob die Kosten einer Umstellung gerechtfertigt sind.
Kristina Frank von der CSU bemängelt, dass die aktuelle städtische IT nicht mehr zeitgemäß sei und legte ihre Argumente wohl ganz im Sinne des Koalitionspartners der SPD dar. In Bezug auf Limux bemängelt Frank, dass sich München alleine auf weiter Flur befinde. Vor allem kritisierte sie, dass es immer wieder Kompatibilitätsprobleme beim Dokumentenaustausch und bei der Verwendung von zusätzlicher Software gebe. Limux sei auch wenig intuitiv. Eine IT-Infrastruktur müsse einfach funktionieren, um dem Frust der Mitarbeiter entgegenzuwirken. Weil der Umstieg schnell gehen müsse, habe man sich für Windows entschieden.
Es muss Windows sein
Im ursprünglichen Antrag zur Neuorganisation der kommunalen Informations- und Kommunikationstechnik hatte es noch geheißen, bis Ende 2020 solle ein stadtweiter einheitlicher Standard für "intern und extern kompatible, moderne Bürosoftwareanwendungen" erarbeitet werden. Dazu solle ein eigenes IT-Referat gegründet werden, dessen Referenten für die gesamte städtische IT zuständig sein sollen. "Strategisches Ziel muss es zudem sein, dass die städtischen Anwendungen unabhängig vom Betriebssystem des Endgerätes funktionieren. Dies ist auch deshalb wichtig, weil zunehmend mobile Endgeräte zum Einsatz kommen, die weder unter Linux noch unter Microsoft laufen", heißt es dort weiter.
Vor knapp einer Woche wurde zusätzlich ein Änderungsantrag gestellt, der explizit die Rückkehr zu Windows als Client-Betriebssystem auf städtischen Arbeitsrechnern vorsieht. In einem neuen Unterpunkt heißt es dort: "Die Verwaltung wird beauftragt, unverzüglich ein Konzept zu erstellen, wie auf Basis des neu zu entwickelnden Windows-Basis-Clients bis spätestens zum 31.12.2020 eine stadtweit einheitliche Client-Architektur geschaffen werden kann." In einer Übergangszeit sollen einzelne Teile der Münchner Verwaltung je nach Bedarf sowohl Windows als auch Limux im Mischbetrieb nutzen. Dies ist heute beschlossen worden.
Mangelnder politischer Rückhalt für Limux
Bereits zu Beginn der aktuellen Legislaturperiode im Jahr 2014 wurde Kritik der politischen Verantwortlichen der rot-schwarzen Mehrheit im Stadtrat an dem Limux-Projekt laut. Weil sich viele Mitarbeiter über das System beschwert hätten, wollte der zweite Bürgermeister Josef Schmid (CSU) eine Rückkehr von Limux zu Windows prüfen lassen. Dieses von Schmid gesteckte Ziel ist nun mehr als zwei Jahre später politisch abgesegnet worden. Die Ausgangslage war damals wie heute aber nicht zwingend auf den Limux-Client zurückzuführen, sondern auf andere Probleme der IT-Organisation.
Anders als sein Vorgänger Christian Ude, der 2003 das Limux-Projekt initiierte, hielt sich auch der aktuelle Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) mit seiner politischen Unterstützung des Limux-Projekts eher zurück. Anlass seiner Kritik war unter anderem der tagelange Ausfall der E-Mail-Infrastruktur. Damals bemängelten Münchner IT-Mitarbeiter den offenbar fehlenden politischen Rückhalt, der ihre Arbeit massiv erschwert.
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