Gewiefte Gangster 02.08.2006 09:03 Uhr
Die nigerianischen Betrüger benutzen die gefälschte Website,
um die Glaubwürdigkeit ihrer Betrugsmasche zu verbessern.
Von Markus Pilzweger
Die Betrugsmaschen der so genannten "Nigeria Connection" ziehen offenbar immer noch. Damit das so bleibt, haben sich einige der Täter offenbar der Mühe unterzogen, eine komplette Kopie des Web-Servers von Interpol (http://www.interpol.org) zu ziehen und unter einer anderen Domain ins Web zu stellen.
Unter dem Begriff Nigeria Connection werden Täter und Tätergruppen zusammengefasst, die auf dem Gebiet des Vorschussbetrugs operieren. Nach dem entsprechenden Paragraphen des nigerianischen Strafgesetzbuchs wird das auch "419-Betrug" genannt. Sie senden massenhaft Mails an Personen sowie auch Unternehmen und Organisationen, in denen sie sich zum Beispiel als Nachlassverwalter oder Hinterbliebene wohlhabender Menschen ausgeben, die etwa bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind. Auch angebliche Lotterie-Gewinne gehören zum Repertoire der Täter.
Die Angeschriebenen sollen ihr Konto zur Verfügung stellen, damit das Erbe ins Ausland geschafft werden kann. Dabei geht es regelmäßig um Millionen, von denen den angehenden Opfern ein lukrativer Anteil versprochen wird. Wer sich darauf einlässt, soll jedoch zunächst in Vorleistung treten und vergleichsweise kleine Summen, die sich später noch erheblich steigern, für angebliche Gebühren oder Bestechungsgelder überweisen. Auf diesen Kosten bleiben die Opfer sitzen, die versprochenen Millionen existieren nicht.
Um die Glaubwürdigkeit ihrer Betrugsmaschen zu untermauern, hat eine Tätergruppe offenbar ein komplettes Abbild (etwa 200 MB) der Interpol-Website unter der Domain "interpolglobal.com" ins Web gestellt. Die Domain ist seit Dezember 2005 auf "Interpol, london Beijing, GB" registriert. Der Web-Server steht in China, wo er nicht so schnell dicht gemacht werden kann. Die Postadresse von Interpol in Paris ist auch auf der Server-Kopie korrekt, allerdings wird eine andere Mail-Adresse angegeben.
Interpol hat auf der eigenen Website bereits eine Warnung vor der neuen Masche der Nigeria Connection veröffentlicht. Demnach versenden die Täter Mails, in denen sie sich als Mitarbeiter von Interpol ausgeben. Die Warnmeldung betont ferner, dass sich Interpol nie per Mail an die Öffentlichkeit wende und dass derartige Mails als Fälschungen anzusehen seien.
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