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Fake-Shops im Internet
Teure Schnäppchen
Sie locken mit günstigen Preisen und scheinbar einfacher Bezahlweise: Fake-Shops im Internet werden immer professioneller. Millionen Deutsche sind bereits betrogen worden.
Von Stefan Rall und Nick Schader, SWR
Das Ehepaar Loth aus der Pfalz war vor einigen Wochen auf Schnäppchenjagd und fand ein sehr verlockendes Angebot bei Gartenhaus-Hamann.de. Genau die gesuchte Hollywood-Schaukel - zu einem unschlagbaren Preis. "Dort war eben neben dem Angebot, was man sonst auch für 499 Euro finden konnte, ein Sondermodell angeboten für 299 Euro in einem wunderschönen Rot."
Allerdings kann man bei diesem Shop nur per Vorkasse und Überweisung bezahlen. Aber auf Wolfgang Loth wirkt die Seite vertrauenserweckend. Also überweist er 300 Euro auf das angegebene Konto. Doch auf eine Hollywoodschaukel wartet die Familie vergeblich. Die beiden ahnen erst jetzt, dass der Internet-Shop eine Falle ist - ein Fake-Shop.
Millionen Kunden wurden betrogen
Gefälschte Internet-Shops breiten sich derzeit massiv im Internet aus. Das ist das Ergebnis von Recherchen des SWR für den ARD-Kriminalreport. Verbraucherschützer und Polizeiermittler warnen, dass Verbraucher hier massenhaft um ihr Geld betrogen werden. Die Organisation "Marktwächter Digitale Welt" der Verbraucherzentrale Brandenburg hat erstmals eine Untersuchung zu Fake-Shops durchgeführt. Die repräsentative Umfrage ergab, dass 4,4 Millionen Bundesbürger schon einmal Opfer von Fake-Shops geworden sind. "Diese Betrugsmasche ist ein wirklich großes Problem", sagt Kirsti Dautzenberg von der Verbraucherzentrale Brandenburg.
Fake-Shops sind auf den ersten Blick oft nicht von seriösen Internet-Shops zu unterscheiden. Allerdings werden sie von Tätern ausschließlich ins Internet gestellt, um Verbraucher zu betrügen. Angeboten werden Waren aus allen Bereichen. Viele der Fake-Shops bieten Sportartikel und vor allem Sportschuhe an, vor allem von bekannten Marken. Aber auch Haushaltsartikel, Bekleidung, Elektroartikel oder Fahrräder werden zum Kauf angeboten. Auch hier stehen bekannte Markenartikel im Mittelpunkt.
Anders als noch vor ein paar Jahren, sind die aktuellen Fake-Shops sehr professionell gemacht. Sie sehen aus wie normale Internet-Shops, mit hochwertigen Produktfotos und Artikelbeschreibungen. Viele haben auch ein Impressum samt Kontaktadresse. Allerdings sind diese Daten gefälscht.
Ermittler sehen eine Professionalisierung der Fake-Shop-Szene
"Es ist schwierig so einen Fake-Shop zu erkennen, weil die Qualität in den letzten Jahren extrem zugenommen hat", sagt Polizeioberkommissar Fabian Herrmann von der Cybercrimeeinheit der Polizei Offenburg im Interview: "Sie sind relativ professionell. Früher hat man das noch an Tippfehlern erkannt, aber das ist heute nicht mehr der Fall. In der Regel sind die Seiten aufgebaut wie ein normaler Online-Shop. Das Impressum enthält alle Informationen, die so ein Impressum enthalten muss, auch eine Steuernummer."
In vielen Fällen werden dafür Daten von realen Personen verwendet, die überhaupt nicht wissen, dass ihr Name im Impressum eines Fake-Shops steht. Zudem werden vertrauenserweckende Siegel von z.B. "Trusted Shops" oder "PayPal" sowie "Visa"- und "Maestro"-Symbole gebraucht - allerdings sind auch diese gefälscht.
Deutsche .de-Domain täuscht Sicherheit vor
Vertrauen erwecken die Fake-Shops nicht zuletzt auch dadurch, dass viele von ihnen eine deutsche Domain mit .de-Endung haben. Allerdings können solche Domains bei vielen Anbietern auf dem Markt auch unter Angabe von falschen Daten erworben bzw. reserviert werden. An die Betreiber der Fake-Shops kommen Ermittler daher so nicht heran.
Laut der aktuellen Untersuchung der Verbraucherzentrale gibt es mehr als eine Millionen Fake-Shops und selbst das sei vermutlich "nur die Spitze des Eisberges". "Wir vermuten, dass sich das Phänomen noch vergrößern wird", so Verbraucherschützerin Dautzenberg.
Eine genauere Untersuchung von 5000 Seiten ergab, dass die allermeisten davon (4425) in Deutschland registriert sind oder waren (.de-Domain). In der Regel bestehen die Fake-Shops nur einige Wochen. Wenn sich die Anzeigen und Beschwerden häufen, werden die Seiten geschlossen - und kurz danach neue Shops unter neuer Adresse ins Netz gestellt.
Gefälschte Bankkonten, "Bankdrops" und Bitcoins
Auch wenn zunächst mit "PayPal" geworben wird, bieten Fake-Shops die abgesicherte Zahlungsoption gar nicht an.
Als Bezahlmethode bieten die allermeisten Fake-Shops nur Vorkasse an. Einige Shops werben zwar damit, dass eine Bezahlung auch über Paypal ("Käuferschutz") möglich sei. Wenn man aber versucht, die Bezahlung über Paypal zu tätigen, wird im letzten Schritt darauf hingewiesen, dass diese Bezahlmethode "aus Sicherheitsgründen" im Moment nicht zur Verfügung steht.
Daraufhin wird der Käufer gebeten, stattdessen per Vorkasse zu bezahlen. Die Bezahlung erfolgt dann auf ein deutsches Konto. Diese Konten werden meist bei Onlinebanken per Video- oder Postidentverfahren eröffnet. Auch hierfür nutzen die Hintermänner falsche Identitäten oder gefälschte Ausweise, um Konten auf einen falschen Namen zu eröffnen.
Unsichere Verfahren
Verbraucherschützer warnen, dass Post- und Videoidentverfahren keine hundertprozentige Sicherheit bieten, um die Identität eines Konto-Eröffners sicher zu überprüfen. Nach Recherchen des SWR werden Bankkonten, die unter falschen Identitäten eröffnet wurden, im Darknet offen gehandelt. Die Täter nennen sie "Bankdrops". Auffällig viele dieser illegalen Bankdrops sind von deutschen Online-Banken wie Fidor.
Derzeit werden diese "Bankdrops" für 600 - 900 Euro pro Konto verkauft. Auf Anfrage teilte Fidor mit: "Wir kennen das Problem und versuchen, das zu verhindern. Wir versuchen ständig, unser Online-Banking noch sicherer zu machen (…) und wenn wir einen Verdacht haben, erstatten wir natürlich Anzeige." Weiter teilte Fidor‚ mit: "Was in unserer Macht steht werden wir tun! Denn natürlich stört es uns massiv, dass unsere Konten für Betrug verwendet werden."
Der Weg des ergaunerten Geldes
Den Betrügern genügen die Online-Zugangsdaten, um die Einnahmen der Fake-Shops auf andere Konten weiter zu leiten. Verbraucherschützer kritisieren, dass Online-Banken wie Fidor die Zugangsdaten per Mail verschicken. Eine Postsendung halten Experten für deutlich sicherer.
Wenn die Täter einen Online-Zugang zu den Konten haben, wird das Geld der betrogenen Käufer häufig sofort in die digitale Währung Bitcoin gewechselt. So wird es Ermittlern noch schwerer gemacht, über die Zahlungsströme an die Täter zu kommen.
Aktuelles Verfahren gegen Fake-Shop-Betreiber
Ein aktuelles Strafverfahren am Landgericht Baden-Baden zeigt, welchen Schaden ein einzelner Täter verursachen kann. Der Angeklagte soll zahlreiche Fake-Shops im Internet betrieben haben. Er soll unter anderem Haushaltsgeräte, Elektronikartikel oder Babybedarf zum Kauf angeboten haben. Die Ware soll allerdings nie ausgeliefert worden sein.
Abgewickelt wurden die Zahlungen laut Anklage in den meisten Fällen über die Fidor-Bank. Um seine Identität zu verschleiern soll der Angeklagte das Geld meist sofort in Bitcoins gewechselt und dann weiter verschickt haben. Es soll insgesamt mehr als 1400 Geschädigte geben - die Schadenssumme soll fast eine Million Euro betragen. Dem mutmaßlichen Drahtzieher droht eine mehrjährige Haftstrafe. Ein Urteil wird für September erwartet.
Quelle: © Tagesschau.de
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/fakeshops-101.html]Tagesschau.de
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